RECYCLINGWERKSTOFFE

Christiane Sauer, Universität der Künste
Formade | Anklamerstr. 34 | D-10115 Berlin
www.formade.com

Das rasante Wachstum im 20. Jhd. hat einen erhöhten Zugriff auf die natürlichen Ressourcen nach sich gezogen. Ein Bewohner der Industrieländer produziert ca 52 t Abfallmaterial im Laufe seines Lebens, das als Recyclingmaterial die Umweltbelastung verringern kann.

Ästhetik und Produktidentität
Nicht immer sind sich Hersteller und Planer jedoch des Potentials dieser Recyclingmaterialien bewusst, um es gezielt für Design- oder Marketingzwecke zu nutzen. Bei der ästhetischen Vermarktung können zwei Strategien beobachtet werden. Die eine besteht in der möglichst genauen Angleichung des Sekundärproduktes an das Primärprodukt. Die andere besteht darin, den durch Recyclingprozesse veränderten Charakter des Materials hervorzuheben - Unterschiede, die z.B. bei natürlichen Baustoffen oft gewünscht sind. Dies einzusetzen ist die Aufgabe des Gestalters, sei es Designers, Innenarchitekten oder Architekten.

Marktwirtschaftliche Kriterien
Ein Ansatz für die ökonomische Relevanz von Recyclingmaterialien ist der wiederholte marktwirtschaftliche Kreislauf mit gering gehaltenen Wiederaufbereitungskosten. Diese Kaskadennutzung zielt darauf ab, Produkte oder ihre Komponenten so lange wie möglich im Wirtschaftssystem zu nutzen. Ein Produkt durchläuft mehrere Kreisläufe, wobei die Qualität mit jedem Zyklus abnimmt. Am Ende dieses „Downcyclingprozesses“ steht die Deponierung. Dieses System wird mit dem Begriff „cradle to grave“ beschrieben.

Der Architekt William McDonough und der Chemiker Michael Braungart entwickelten daraus ein neues Modell „cradle to cradle“. Produkte werden so konzipiert, das sie nicht früher oder später zu Abfall werden, sondern selbst ständig wieder Rohmaterial werden .Wichtig ist dabei die Unterscheidung in technisches und biologisches Rohmaterial, das nicht mit weiteren Kompositen vermischt werden darf, da sie dadurch sowohl als technisches Rohmaterial für die Industrie, als auch als kompostierbares Material verloren gehen.

Kreislauf
Recycling darf nicht notwendiges Übel sein, oder der Gewissensberuhigung dienen, sondern muss neue Möglichkeiten für die Materialentwicklung eröffnen und darüber hinaus selbst tragende Ressource im Materialkreislauf sein. Entscheidend ist dabei der Blick auf herzustellende Material - ein Sekundärmaterial zu entwickeln heisst gleichzeitig, das Primärmaterial weiterzuentwickeln.

Die Möglichkeit zum Recyceln und die damit implizierten Technologien müssen bereits bei der Entwicklung des jeweils im Kreislauf vorangehenden Materials mitbedacht werden, eine Herrausforderung bis hin zur Entwicklung neuer Fabriken, die die „Demontage“ von Produkten thematisieren und entsprechende Standorte an den Infrastukturknotenpunkten unserer Städte besetzten werden müssen und das klassische Bild unserer Industrielandschaft erweiteren werden.

download Teil 3

Christiane Sauer, Universität der Künste
Christiane Sauer,
Universität der Künste